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BDEW-Position: Kosteneffizienz und Dämpfung der Stromkosten

BDEW-Position: Kosteneffizienz und Dämpfung der Stromkosten

Einleitung: Die zentrale Rolle der Kosteneffizienz in der Energiewende

Die Transformation des Energiesystems in Deutschland, gemeinhin als Energiewende bezeichnet, stellt eine der komplexesten und weitreichendsten Herausforderungen unserer Zeit dar. Sie zielt auf eine nachhaltige, sichere und umweltfreundliche Energieversorgung ab, die maßgeblich auf erneuerbaren Energien basiert. Während die Notwendigkeit dieser Transformation weithin anerkannt ist, rücken die Aspekte der Kosteneffizienz und der Bezahlbarkeit der Strompreise zunehmend in den Fokus der öffentlichen und politischen Debatte. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) nimmt in dieser Diskussion eine zentrale Position ein. Als Interessenvertreter eines breiten Spektrums von Energieunternehmen, die von der Erzeugung über den Transport und Vertrieb bis hin zu Dienstleistungen reichen, formuliert der BDEW konkrete Forderungen, um die Energiewende nicht nur technisch, sondern auch ökonomisch erfolgreich zu gestalten. Die Kernanliegen des Verbandes konzentrieren sich dabei auf die Realisierung einer systemischen Kosteneffizienz im gesamten Energiesystem sowie auf die Dämpfung der Stromkosten für Endverbraucher und die Industrie. Diese doppelte Zielsetzung ist entscheidend, um die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung und die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland langfristig zu sichern [^2].

Die Energiewende ist mit erheblichen Investitionen verbunden, die sich in den Strompreisen niederschlagen können. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, Mechanismen zu etablieren, die sicherstellen, dass diese Investitionen optimal genutzt werden und keine unnötigen Kosten entstehen. Der BDEW betont, dass eine rein technologiegetriebene Entwicklung ohne eine gleichzeitige ökonomische Optimierung das Projekt Energiewende gefährden könnte. Vielmehr sei ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, der technische Innovation mit einem intelligenten Marktdesign und einer effizienten Regulierung verbindet, um die Last für Verbraucher und Unternehmen tragbar zu halten.

Die BDEW-Forderungen im Überblick

Der BDEW sieht die Energiewende in einer kritischen Phase, in der die Weichen für die weitere Entwicklung gestellt werden müssen. Die Forderungen des Verbandes sind dabei auf eine Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien unter gleichzeitiger Sicherstellung der Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit ausgerichtet. Im Kern geht es darum, die Systemintegration der fluktuierenden erneuerbaren Energien zu optimieren und die dafür notwendigen Infrastrukturen sowie steuerbaren Kapazitäten zu schaffen. Die Jahresabschluss-Pressekonferenz des BDEW im Dezember 2024 unterstrich diese Prioritäten, indem sie die Weiterentwicklung der Energiewende in 2025 mit dem Zubau steuerbarer Kraftwerke, der Sicherstellung der Finanzierung und der Dämpfung der Stromkosten verknüpfte [^3].

Die Position des BDEW gliedert sich im Wesentlichen in zwei eng miteinander verzahnte Säulen: die Erhöhung der systemischen Kosteneffizienz und die direkte Dämpfung der Stromkosten. Beide Ziele bedingen sich gegenseitig. Eine höhere Effizienz im System führt zu geringeren Gesamtkosten, die sich wiederum positiv auf die Strompreise auswirken können. Umgekehrt können Maßnahmen zur direkten Kostendämpfung, etwa durch die Reduzierung von Abgaben, die Investitionsbereitschaft und damit die Effizienz des Systems beeinflussen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen beiden Säulen ist daher essenziell für den Erfolg der Energiewende.

Säule 1: Systemische Kosteneffizienz als Fundament der Energiewende

Die systemische Kosteneffizienz adressiert die Gesamtheit der Aufwendungen, die für den Betrieb und den Umbau des Energiesystems erforderlich sind. Der BDEW fordert hier eine umfassende Betrachtung, die über die reinen Erzeugungskosten hinausgeht und die Kosten für Netze, Systemdienstleistungen, Speicher und Flexibilität einschließt. Das Ziel ist ein intelligentes und robustes System, das mit minimalem Ressourceneinsatz maximale Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit gewährleistet.

Optimierung des Energiemarktdesigns

Ein zentraler Hebel zur Steigerung der Kosteneffizienz ist die Weiterentwicklung des Energiemarktdesigns. Das bestehende Marktdesign, primär auf konventionelle, grundlastfähige Kraftwerke ausgelegt, stößt zunehmend an seine Grenzen, wenn es darum geht, die spezifischen Eigenschaften erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarkraft – nämlich ihre Volatilität und Dezentralität – optimal zu integrieren [^1]. Der BDEW plädiert für ein Marktdesign, das Flexibilität und Systemdienstleistungen stärker honoriert. Dies beinhaltet:

  • Anreize für Flexibilität: Marktmechanismen müssen geschaffen werden, die Investitionen in flexible Erzeugungskapazitäten (z.B. Gaskraftwerke), Speichertechnologien und Lastmanagement (Demand-Side-Management) attraktiv machen. Diese Flexibilität ist entscheidend, um Schwankungen in der Erzeugung erneuerbarer Energien auszugleichen und das Netz stabil zu halten.
  • Integration von Speichern: Speicher sind eine Schlüsseltechnologie für die Energiewende. Ein optimiertes Marktdesign sollte ihre Rolle als Brücke zwischen Erzeugung und Verbrauch anerkennen und ihre Einsatzmöglichkeiten monetarisieren, sei es durch Arbitragegeschäfte, die Bereitstellung von Regelenergie oder die Entlastung von Netzen [^1].
  • Weiterentwicklung der Preissignale: Strompreise sollten die tatsächliche Knappheit und den Wert von Strom zu jeder Zeit widerspiegeln. Dies würde Anreize für eine bedarfsgerechte Produktion und einen flexiblen Verbrauch schaffen. Eine stärkere regionale Differenzierung von Preisen könnte zudem Anreize für eine lokale Erzeugung und Verbrauch schaffen und Netzausbaukosten reduzieren.
  • Kapazitätsmechanismen: Angesichts des geplanten Kohleausstiegs und des Ausbaus fluktuierender erneuerbarer Energien ist die Sicherstellung ausreichender steuerbarer Kapazitäten von höchster Relevanz. Der BDEW fordert daher die Entwicklung geeigneter Kapazitätsmechanismen, die den Bau und Erhalt von gesicherten Leistungskapazitäten wirtschaftlich machen [^2]. Diese Mechanismen sollen sicherstellen, dass auch in Zeiten geringer Wind- und Solarstromerzeugung genügend Leistung zur Verfügung steht, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Ohne solche Mechanismen drohen Engpässe und hohe Kosten für die Beschaffung von Ausgleichsenergie.

Die Überarbeitung des Energiemarktdesigns ist ein komplexes Unterfangen, das eine enge Abstimmung zwischen Politik, Regulierungsbehörden und Marktteilnehmern erfordert. Ziel ist es, ein Gleichgewicht zwischen Wettbewerb, Versorgungssicherheit und Klimaschutz zu finden, das die Kosteneffizienz maximiert.

Ausbau und Ertüchtigung der Netzinfrastruktur

Ein stabiles und leistungsfähiges Stromnetz ist das Rückgrat der Energiewende. Der Zubau erneuerbarer Energien, oft in geografisch konzentrierten Regionen (z.B. Windparks an der Küste), erfordert einen massiven Ausbau und eine Modernisierung der Übertragungs- und Verteilnetze. Der BDEW betont, dass der Netzausbau mit dem Ausbau der Erzeugungskapazitäten Schritt halten muss, um Engpässe und damit verbundene hohe Kosten für Redispatch-Maßnahmen und Abregelungen zu vermeiden.

  • Beschleunigung des Netzausbaus: Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen deutlich beschleunigt werden, um die notwendigen Projekte zeitnah umsetzen zu können. Dies umfasst sowohl die großen Übertragungsleitungen als auch die lokalen Verteilnetze, die eine zunehmende Anzahl dezentraler Erzeugungsanlagen integrieren müssen.
  • Digitalisierung und Smart Grids: Die Digitalisierung der Netze hin zu "Smart Grids" ist unerlässlich. Intelligente Messsysteme (Smart Meter) spielen hierbei eine Schlüsselrolle. Die Novelle des Messstellenbetriebsgesetzes (MsbG-Novelle 2025) zielt darauf ab, den Rollout intelligenter Messsysteme zu beschleunigen und die Digitalisierung der Energiewende voranzutreiben [^4]. Diese Systeme ermöglichen eine präzisere Erfassung von Erzeugung und Verbrauch und sind die Grundlage für flexible Laststeuerung und dynamische Tarife.
  • Vermeidung temporärer Erzeugungsüberschüsse: Die MsbG-Novelle trägt auch dazu bei, temporäre Erzeugungsüberschüsse zu vermeiden, indem sie eine bessere Steuerung und Abstimmung im Netz ermöglicht [^4]. Ohne diese Maßnahmen müssten Erzeugungsanlagen abgeregelt werden, was zu Wertvernichtung und zusätzlichen Kosten führt.
  • Sektorenkopplung über die Netze: Die Netze müssen auch für die Sektorenkopplung gerüstet sein, d.h. die intelligente Verknüpfung von Strom-, Wärme- und Verkehrssektor. Dies erfordert eine Anpassung der Netzinfrastruktur und der regulatorischen Rahmenbedingungen, um beispielsweise Power-to-X-Anlagen oder Ladestationen für Elektrofahrzeuge effizient zu integrieren. Weitere Informationen zur Sektorenkopplung finden Sie unter [Kapitel/Sektorenkopplung].

Die Investitionen in die Netzinfrastruktur sind zwar erheblich, jedoch unverzichtbar für die Stabilität und Kosteneffizienz des Gesamtsystems. Jeder Euro, der hier intelligent investiert wird, kann ein Vielfaches an Kosten für Systemdienstleistungen oder die Abregelung von Anlagen einsparen.

Effiziente Sektorenkopplung und Flexibilität

Die Sektorenkopplung ist ein entscheidender Baustein für die systemische Kosteneffizienz. Sie ermöglicht es, überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien in anderen Sektoren (Wärme, Verkehr, Industrie) zu nutzen und so die Effizienz des gesamten Energiesystems zu steigern.

  • Lastmanagement und Demand-Side-Management: Die Möglichkeit, den Stromverbrauch an das Angebot anzupassen, ist ein mächtiges Instrument zur Steigerung der Effizienz. § 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) ist hier ein wichtiger Ansatzpunkt, um steuerbare Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen oder Ladestationen für Elektrofahrzeuge intelligent in das Netz zu integrieren und deren Flexibilität zu nutzen [^5]. Dies kann dazu beitragen, Lastspitzen zu kappen und das Netz zu entlasten, wodurch teure Netzausbaumaßnahmen oder die Zuschaltung teurer Spitzenlastkraftwerke vermieden werden können. Verbraucher, die ihre Anlagen intelligent steuern lassen, können dabei von den Neuerungen profitieren [^5].
  • Power-to-X-Technologien: Die Umwandlung von Strom in andere Energieträger (z.B. Wasserstoff, synthetische Brennstoffe) bietet die Möglichkeit, große Mengen an überschüssigem erneuerbaren Strom zu speichern und für andere Sektoren nutzbar zu machen. Der BDEW fordert hier einen klaren regulatorischen Rahmen und Förderanreize, um die Entwicklung und den Einsatz dieser Technologien zu beschleunigen.
  • Wärmewende: Die Integration des Wärmesektors ist von großer Bedeutung. Der Ausbau von Wärmepumpen und Fernwärmenetzen, die mit erneuerbaren Energien oder industrieller Abwärme gespeist werden, kann den Bedarf an fossilen Brennstoffen reduzieren und gleichzeitig die Flexibilität des Stromsystems erhöhen. Ein VKU-Positionspapier hebt die Bedeutung der Wärmewende hervor und fordert, System- und Kosteneffizienz in den Mittelpunkt zu stellen [^1]. Weitere Informationen zur Wärmewende finden Sie unter [Kapitel/Wärmewende].

Die Sektorenkopplung erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren und eine intelligente Gestaltung der Schnittstellen. Sie ist der Schlüssel, um das volle Potenzial der erneuerbaren Energien auszuschöpfen und die Energiewende kosteneffizient voranzutreiben.

Säule 2: Dämpfung der Stromkosten für Verbraucher und Wirtschaft

Neben der systemischen Effizienz ist die direkte Dämpfung der Stromkosten für den BDEW ein zentrales Anliegen. Hohe Strompreise belasten private Haushalte und gefährden die internationale Wettbewerbsfähigkeit energieintensiver Industrien. Die Forderungen des BDEW zielen darauf ab, die Preisbestandteile, die nicht direkt den Kosten für Erzeugung und Transport entsprechen, zu reduzieren und eine faire Lastenverteilung zu gewährleisten.

Sicherstellung der Finanzierung und Investitionsanreize

Eine verlässliche Finanzierung und stabile Investitionsanreize sind grundlegend, um die notwendigen Investitionen in erneuerbare Energien, Netze und flexible Kapazitäten zu gewährleisten. Ohne eine klare Perspektive und Planungssicherheit zögern Investoren, was den Ausbau verlangsamt und letztendlich die Kosten in die Höhe treibt.

  • Stabiler regulatorischer Rahmen: Der BDEW fordert einen langfristig stabilen und planbaren regulatorischen Rahmen, der Investitionssicherheit schafft. Häufige Änderungen von Gesetzen und Verordnungen verunsichern Investoren und verteuern Projekte durch erhöhte Risikoprämien.
  • Angemessene Finanzierungsbedingungen: Die Finanzierung der Energiewende muss sichergestellt werden [^2, ^3]. Dies bedeutet, dass die Kosten für den Ausbau und Betrieb der Anlagen fair auf alle Schultern verteilt werden müssen. Eine Überwälzung aller Kosten auf den Strompreis ist aus Sicht des BDEW nicht zielführend.
  • Wettbewerbliche Ausschreibungen: Für den Ausbau erneuerbarer Energien sollten weiterhin wettbewerbliche Ausschreibungen genutzt werden, um die Kosten für die Förderung zu minimieren. Gleichzeitig müssen die Ausschreibungsbedingungen so gestaltet sein, dass sie eine breite Beteiligung ermöglichen und die Realisierung der Projekte sicherstellen.

Die Attraktivität Deutschlands als Investitionsstandort für Energieprojekte ist entscheidend für eine erfolgreiche und kostengünstige Energiewende.

Beitrag steuerbarer Kraftwerke zur Kostendämpfung

Entgegen der landläufigen Meinung, dass nur erneuerbare Energien die Stromkosten senken, betont der BDEW die unverzichtbare Rolle steuerbarer Kraftwerke – insbesondere moderner Gaskraftwerke – für die Kostendämpfung im Gesamtsystem.

  • Systemstabilität und Versorgungssicherheit: Steuerbare Kraftwerke sind essenziell, um die Schwankungen der erneuerbaren Energien auszugleichen und die Systemstabilität zu gewährleisten. Ohne sie müssten teure Reservekapazitäten vorgehalten oder im schlimmsten Fall Netze instabil werden. Der BDEW fordert, dass diese Kraftwerke weiter zugebaut werden müssen [^2, ^3].
  • Reduzierung von Abregelungskosten: Eine ausreichende steuerbare Leistung im System kann dazu beitragen, temporäre Erzeugungsüberschüsse zu vermeiden oder zu minimieren [^4]. Wenn zu viel Wind- oder Solarstrom produziert wird und keine ausreichenden Speichermöglichkeiten oder flexible Verbraucher vorhanden sind, müssen erneuerbare Anlagen abgeregelt werden. Die Kosten für diese Abregelung (sogenannte Redispatch- und Einspeisemanagementkosten) sind erheblich und werden über die Netzentgelte auf die Stromkunden umgelegt. Steuerbare Kraftwerke können diese Überschüsse aufnehmen oder die Notwendigkeit von Abregelungen reduzieren, indem sie flexibel ihre eigene Produktion anpassen.
  • Brückentechnologie und Flexibilität: Gaskraftwerke, die perspektivisch auf Wasserstoff umrüstbar sind, dienen als wichtige Brückentechnologie. Sie bieten die notwendige Flexibilität, um schnell auf Änderungen in der Erzeugung und im Verbrauch zu reagieren. Die Investition in solche Anlagen ist daher eine Investition in die Systemstabilität und damit in die Kosteneffizienz der gesamten Energiewende.

Die Rolle steuerbarer Kraftwerke sollte daher nicht unterschätzt, sondern als komplementärer und kostendämpfender Faktor im Kontext der Energiewende begriffen werden.

Entlastung von Abgaben und Umlagen

Ein erheblicher Teil des Strompreises in Deutschland setzt sich aus Steuern, Abgaben und Umlagen zusammen, die nicht direkt mit den Kosten für Erzeugung und Lieferung von Strom in Verbindung stehen. Der BDEW sieht hier ein großes Potenzial zur direkten Dämpfung der Stromkosten.

  • Reform des Abgaben- und Umlagensystems: Der BDEW fordert eine grundlegende Reform des bestehenden Systems. Ziel ist es, die Strompreise von nicht-strombezogenen Kosten zu entlasten. Dies könnte beispielsweise durch eine teilweise Finanzierung der Energiewende aus dem Bundeshaushalt oder durch eine Umstellung auf eine CO2-Bepreisung erfolgen, die technologieoffen ist und die Anreize für Dekarbonisierung dort setzt, wo sie am kostengünstigsten sind.
  • Senkung der Stromsteuer: Die Stromsteuer ist eine der höchsten in Europa und belastet Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen. Eine Senkung dieser Steuer würde unmittelbar zu einer Entlastung führen.
  • Wettbewerbsfähigkeit der Industrie: Für energieintensive Industrien sind hohe Stromkosten ein entscheidender Wettbewerbsnachteil. Der BDEW plädiert für Maßnahmen, die diese Unternehmen entlasten, um die Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern. Dies könnte durch gezielte Entlastungen oder durch die Schaffung wettbewerbsfähiger Industriestrompreise geschehen.

Die Reduzierung von Abgaben und Umlagen würde die Stromrechnung für Endverbraucher spürbar senken und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft stärken, ohne die notwendigen Investitionen in die Energiewende zu gefährden, sofern die Finanzierung aus anderen Quellen gesichert ist.

Förderung der Eigenversorgung und dezentraler Lösungen

Die Eigenversorgung, insbesondere durch Photovoltaikanlagen auf Dächern von Haushalten und Unternehmen, spielt eine wachsende Rolle bei der Dämpfung individueller Stromkosten und der Stärkung der Systemeffizienz.

  • Senkung der Stromkosten für Verbraucher: Immer mehr Haushalte und Unternehmen setzen auf Solarstrom, um ihre Stromkosten dauerhaft zu senken [^5]. Die Möglichkeit, selbst erzeugten Strom direkt zu verbrauchen, reduziert den Bezug von teurem Netzstrom und damit die Belastung durch Abgaben und Umlagen.
  • Entlastung des Netzes: Dezentrale Erzeugung und Eigenverbrauch tragen auch zur Entlastung der Netze bei, indem sie den Transportbedarf reduzieren und lokale Strombilanzen verbessern. Dies kann den Bedarf an teuren Netzausbaumaßnahmen mindern.
  • Intelligente Integration: Die Neuerungen im § 14a EnWG, die eine intelligente Steuerung von Verbrauchern und Erzeugern ermöglichen, sind hier von großer Bedeutung [^5]. Sie erlauben es, dezentrale Anlagen besser in das Gesamtsystem zu integrieren und deren Flexibilität für die Netzstabilität nutzbar zu machen. Verbraucher profitieren von den Neuerungen, während Netzbetreiber die Möglichkeit erhalten, das Netz stabiler und effizienter zu betreiben [^5].
  • Bürokratieabbau: Um das Potenzial der Eigenversorgung voll auszuschöpfen, fordert der BDEW einen weiteren Abbau bürokratischer Hürden und eine Vereinfachung der Rahmenbedingungen für die Installation und den Betrieb dezentraler Anlagen.

Die Förderung der Eigenversorgung ist ein Win-Win-Szenario: Sie senkt die Kosten für die einzelnen Haushalte und Unternehmen und trägt gleichzeitig zur Dezentralisierung und Stabilisierung des Energiesystems bei.

Herausforderungen und Lösungsansätze aus BDEW-Sicht

Die Umsetzung der skizzierten Forderungen ist mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Die Energiewende ist ein Generationenprojekt, das einen langen Atem und einen konsistenten politischen Willen erfordert. Der BDEW sieht die Notwendigkeit, einen Ausgleich zwischen den Zielen Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit zu finden. Ein zu starkes Fokussieren auf nur eines dieser Ziele könnte das Gesamtprojekt gefährden.

  • Konsistente Politik: Eine der größten Herausforderungen ist die Schaffung einer konsistenten und langfristig orientierten Energiepolitik, die über Legislaturperioden hinweg Bestand hat. Häufige Richtungswechsel und Unsicherheiten sind Gift für die notwendigen Investitionen.
  • Technologieoffenheit: Der BDEW plädiert für Technologieoffenheit. Während erneuerbare Energien das Rückgrat bilden, sollten auch andere Technologien wie Wasserstoff oder CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS/CCU) nicht von vornherein ausgeschlossen werden, wenn sie einen Beitrag zur Kosteneffizienz und zum Klimaschutz leisten können.
  • Europäische Koordination: Viele Herausforderungen der Energiewende, insbesondere im Bereich Netzausbau und Marktdesign, können nur im europäischen Kontext gelöst werden. Eine engere Abstimmung und Integration der nationalen Energiesysteme ist unerlässlich, um die Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken.

Lösungsansätze erfordern einen Dialog aller relevanten Akteure, eine wissenschaftlich fundierte Entscheidungsfindung und den Mut, auch unpopuläre, aber notwendige Entscheidungen zu treffen. Der BDEW versteht sich hier als konstruktiver Partner, der konkrete Vorschläge zur Gestaltung einer erfolgreichen Energiezukunft macht.

Fazit: Ein systematischer Ansatz für eine bezahlbare Energiezukunft

Die BDEW-Position zur Kosteneffizienz und Dämpfung der Stromkosten verdeutlicht, dass die Energiewende nur dann dauerhaft erfolgreich sein kann, wenn sie nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch ökonomisch tragfähig gestaltet wird. Die Forderungen des Verbandes, die von der Optimierung des Energiemarktdesigns über den Netzausbau, die Förderung von Flexibilität und Sektorenkopplung bis hin zur direkten Entlastung von Abgaben reichen, bilden ein kohärentes Konzept.

Im Kern steht die Erkenntnis, dass systemische Kosteneffizienz und die Dämpfung der Stromkosten keine gegensätzlichen, sondern untrennbar miteinander verbundene Ziele sind. Ein effizientes, flexibles und intelligent vernetztes Energiesystem ist die beste Voraussetzung, um die Kosten der Transformation zu minimieren und gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Der BDEW fordert eine Politik, die diese Zusammenhänge anerkennt und einen Rahmen schafft, in dem Innovation, Investitionen und Wettbewerb zum Wohle aller Beteiligten wirken können. Nur so kann Deutschland seine Klimaziele erreichen und gleichzeitig eine bezahlbare und sichere Energieversorgung für die Zukunft gewährleisten.

Quellenverzeichnis

[^1]: VKU-Positionspapier. (2025). Handlungsvorschläge Neustart für die Energiewende – System- und Kosteneffizienz in den Mittelpunkt stellen. Zugriff am 18.12.2024. [Link kopieren PDF Download] [^2]: BDEW. (2024). Presseinformationen: Energiewende in 2025 weiterentwickeln: Steuerbare Kraftwerke zubauen, Finanzierung sicherstellen, Stromkosten dämpfen. BDEW-Jahresabschluss-Pressekonferenz 2024, 18.12.2024. [^3]: BDEW. (2024). Presseinformationen: Energiewende in 2025 weiterentwickeln: Steuerbare Kraftwerke zubauen, Finanzierung sicherstellen, Stromkosten dämpfen. BDEW-Jahresabschluss-Pressekonferenz 2024, 18.12.2024. [^4]: BDEW. (2025). Checkliste MsbG-Novelle: Übersicht über zentrale Inhalte der Novelle des Messstellenbetriebsgesetzes 2025. Veröffentlicht am 24.02.2025 im Bundesgesetzblatt. [^5]: BDEW. (o.J.). Wissenswertes zu § 14a EnWG: Vorteile der Neuerungen für Anlagenbetreibende.